Ein Zeichen für den Sieg der Freiheit und Demokratie in Tschechien
In Zusammenarbeit mit Projektpartnern und der Stadt Prag wurde ein Programm für ein feierliches Gedenkläuten (Zvony paměti) der Glocken des St.-Nikolaus-Glockenturms (Svatomikulášské městské zvonice) zusammengestellt, das sowohl Prager Bürger als auch Besucher der Metropole an Persönlichkeiten erinnert, die sich mutig gegen totalitäre Regime gestellt und zum Sieg von Freiheit und Demokratie in Tschechien beigetragen haben.
Das Ziel des Projekts "Glocken der Erinnerung" (Zvony paměti) ist es, das historische Gedächtnis zu wecken und das Bewusstsein für die Verbrechen der totalitären Regime des 20. Jahrhunderts zu schärfen.
Am 8. Juli um 15:00 Uhr läuten die Glocken für 4 hingerichtete Gendarmen.
Am 8. Juli 1943 wurden auf dem Prager Schießplatz in Kobylisy vier Gendarmen des Protektorats, die sich am Widerstand beteiligt hatten, vor ein Erschießungskommando gestellt: Offizier Josef Bojas, Wachtmeister František Rajmon, Wachtmeister Jan Jirásek und Wachtmeister František Famfulík. Der Zweck der Hinrichtung war nicht nur die Vollstreckung der Todesstrafe. Die deutsche Protektoratsverwaltung organisierte die Massenhinrichtung als öffentliche Exekution. Diese Aktion, die die Gendarmen und Polizisten des Protektorats einschüchtern sollte, entpuppte sich als heroische Leistung tapferer Widerstandskämpfer, die auch in den letzten Minuten ihres Lebens ihre patriotische Ehre und ihren Stolz nicht verloren.
Am 12. Juli um 15:00 Uhr läuten die Glocken für Jiří Potůček.
Jiří Potůček, Codename Alois Tolar, geboren in England, war Angehöriger der tschechoslowakischen Fremdenarmee, Chiffrierer und Funker der Fallschirmjägergruppe Silber A. Die dreiköpfige Gruppe mit der Bezeichnung Silber A wurde im Dezember 1941 in der Nähe des Dorfes Senice bei Poděbrady abgesetzt. Die Gruppe wechselte mehrmals den Standort und löste sich nach der Ermordung von Reinhard Heydrich auf. Jiří Potůček wurde am 2. Juli 1942 auf der Flucht vor der Gestapo in der Nähe des Dorfes Trnová in Pardubice erschossen. Er starb zehn Tage vor seinem 23. Geburtstag.
Am 15. Juli um 15:00 Uhr läuten die Glocken für František Vrbka.
František Vrbka, geboren am 15. Juli 1924, kam im Alter von 16 Jahren nach mehreren Fluchtversuchen aus der besetzten Tschechoslowakei nach Frankreich und bereitete sich nach seiner Evakuierung nach Großbritannien auf den Einsatz hinter den feindlichen Linien vor. In der Nacht vom 14. auf den 15. März 1943 wurde jedoch ein Flugzeug in geheimer Mission namens Bronse auf dem Weg nach Mähren im Raum München abgeschossen. Der schwer verwundete František Vrbka wurde von den Deutschen festgenommen, in das SS-Lazarett in Podolí (Prag) gebracht und von der Gestapo verhört. Er starb am 23. März 1943, ohne während des Verhörs etwas Wichtiges verraten zu haben.
Am 24. Juli um 15:00 Uhr läuten die Glockenn für Josef Hiršal.
Josef Hiršal, Dichter und Übersetzer, Träger des Tom-Stoppard-Preises und des Jaroslav-Seifert-Preises, gehörte zu den Erstunterzeichnern der Charta 77. Dadurch geriet er ins Visier der Staatssicherheit, die seinen Pass konfiszierte und über ihr Netzwerk von Geheimdienstmitarbeitern seine Kontakte zu anderen Personen aus dem Umfeld der Charta 77 sowie zu Künstlern überwachte und seine Veröffentlichungen unter fremden Namen kontrollierte. Er wurde am 24. Juli 1920 geboren und starb am 15. September 2003.
Zvony paměti - Glocken der Erinnerung
Die Glocken der Erinnerung erklingen nicht nur, um die Gegner der beiden totalitären Regime des 20. Jahrhunderts zu ehren, sondern auch, um vor dieser Gefahr zu warnen. Die Symbolik der Glocke bezieht sich auf das Symbol von Radio Free Europe, das in Ländern sendete, in denen freie Medien unterdrückt wurden. Sie bezieht sich auch auf die Freiheitsglocke, eine verkleinerte Nachbildung der legendären Glocke, die zur ersten öffentlichen Verlesung der Unabhängigkeitserklärung in Philadelphia einlud. Diese Glocke wurde von US-Präsident George Bush Sr. am ersten Jahrestag der Samtenen Revolution an Präsident Havel überreicht und befindet sich heute in den Sammlungen der Prager Burg.
Für weitere Informationen auf Tschechisch oder Englisch besuchen Sie bitte die Webseite des Projekts unter Zvony paměti.