Die DSP wird größer, moderner und noch internationaler
Ingo Steinweg-Whiteley arbeitet im siebten Jahr als Lehrer an der Deutschen Schule Prag (DSP) und ist seit Beginn des aktuellen Schuljahres ihr kommissarischer Leiter. Im Gespräch mit Tschechien News erklärt er, warum die DSP auch im Jahr ihres 35. Gründungsjubiläums noch innovativ ist.
Was verbinden Sie mit dem 35. Gründungsjubiläum der DSP?
Ich verbinde damit viele spannende Entwicklungen seit den 1990er Jahren. 1992 wurde mit dem Vertrag von Maastricht die Grundlage für die Europäische Union gelegt. Damals hat Deutschland in diesem Zusammenhang in Mitteleuropa Begegnungsschulen ins Leben gerufen, um eine Begegnung der Kulturen zu ermöglichen. Das war ein sehr begrüßenswerter politischer Weg, der viel gebracht hat. Heute stehen bei diesen Schulen natürlich ganz andere Themen im Vordergrund, sodass sich auch der Begegnungsschulcharakter verändert. Der Austausch zwischen den Ländern ist heute Alltag, und so arbeiten wir jetzt an einem nachhaltigen Miteinander.
Welche Meilensteine hat die Schule in den letzten Jahren erreicht?
Wir haben in den letzten Jahren viele Ideen entwickelt, um die Schule moderner zu gestalten. Mit dem Bau eines neuen Gebäudes für unseren Kindergarten und unsere Grundschule schaffen wir nun Raum für die Umsetzung moderner Unterrichtsformen. Damit unterstützen wir die Entwicklung individueller Stärken der Schülerinnen und Schüler schon ab dem Kindergartenalter. Gleichzeitig können wir so die klassische Einteilung in Sprachzweige auflösen und die Begegnung noch durchgängiger gestalten. So werden wir noch internationaler und bleiben gleichzeitig zukunftsfähig.
Auf welche Traditionen kann die DSP besonders stolz sein?
Wir haben es in den letzten 35 Jahren geschafft, das tschechische und das deutsche Schulsystem miteinander in Einklang zu bringen. Beide Systeme haben Stärken, und die Schülerinnen und Schüler profitieren bei uns davon. Ich bin besonders von der Zugänglichkeit der deutschen Schulbildung überzeugt, die sehr gut auf Universitäten vorbereitet. Das kommt unseren Schülerinnen und Schülern entgegen, die sehr leistungsorientiert und leistungsstark sind. Durch die gleichzeitige Unterstützung durch Tschechien und Deutschland können wir auch als Privatschule diese Bildung zudem für Eltern finanziell zugänglich gestalten.
Wie bleibt man nach 35 Jahren als Schule noch modern?
Man beschäftigt sich damit, was die Forschung zum modernen Unterricht sagt, und greift Ideen auf, die junge Kolleginnen und Kollegen mitbringen. Schulentwicklung voranzutreiben ist an deutschen Auslandsschulen gut möglich, weil hier eine enge Zusammenarbeit zwischen der Lehrerschaft, der Leitung und dem Schulträger besteht. Wir tauschen uns in verschiedenen Gremien aus und setzen die besten Impulse schnell um. Das erfordert natürlich Überzeugungsarbeit, wenn man von einer Idee besonders begeistert ist. Dann geht es aber auch schneller, wenn alle dahinterstehen. So können wir gemeinsam Dinge vorantreiben und nachsteuern, wenn es nötig sein sollte.
Die Arbeit an einer etablierten Schule ist also keine reine Routine?
Auf keinen Fall. Auch wenn die Schule schon lange etabliert ist und auch das Bildungssystem eine gewisse Tradition hat, sind hier dann doch der Wille und die Möglichkeiten zur Veränderung sehr stark. Es kommen eigentlich jedes Schuljahr neue Projekte auf, da sich ja auch die Lehrerausbildung immer weiterentwickelt. Neue Kolleginnen und Kollegen bringen so immer frischen Wind mit. Von daher ist es alles andere als Routine in gewissen Dingen, weil hier so viel Bewegung ist. In anderen Dingen wiederum haben wir selbstverständlich bewährte Arbeitsabläufe, die notwendig sind, damit das System Schule auch gut funktioniert. Es ist beides.
Welche Veränderungen stehen der DSP denn aktuell bevor?
Wir sind mitten im Umbau und der Renovierung. Das bedeutet, dass hier in den nächsten Jahren relativ viel passieren wird. Das schöne Gebäude, das wir ja schon haben, wird jetzt nochmal ganz umfangreich und umfassend modernisiert. Damit gewinnen wir viele neue Möglichkeiten, etwa für fächerübergreifenden Unterricht. Die Einteilung in sprachliche Zweige wird aufgelöst, die Grundschule wird zweizügig, und unsere Schülerinnen und Schüler erhalten an ihr Sprachniveau angepasste, individuelle Unterstützung. Das ist ein spannender Weg, der noch mehr Familien hier in Prag und Umgebung Möglichkeiten eröffnen wird, auch Kinder ohne Deutschkenntnisse bei uns einzuschulen. Das ist auch Teil des Begegnungscharakters. Die DSP wird größer, moderner und internationaler.
Die Deutsche Schule Prag gibt es seit 1990. Sie ist eine anerkannte deutsche Auslandsschule, die sowohl von der Bundesrepublik Deutschland als auch vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport der Tschechischen Republik unterstützt wird.
Deutsche Schule Prag
Schwarzenberská 700/1, Prag 5