56. Jahrestag der Selbstverbrennung des Studenten Jan Palach auf dem Prager Wenzelsplatz
Tschechien gedenkt heute an mehreren Orten Jan Palachs, der sich vor 56 Jahren auf dem Prager Wenzelsplatz selbst anzündete. Mit seiner Tat wollte er die Gesellschaft aus der Lethargie reißen, in die sie nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Truppen des Warschauer Pakts im August 1968 gefallen war. Der 20-jährige Universitätsstudent starb drei Tage später, am 19. Januar 1969, an den Folgen seiner schweren Verbrennungen.
Heute Vormittag ehren unter anderem die Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Markéta Pekarová Adamová (TOP 09), und der Senatspräsident Miloš Vystrčil (ODS) Jan Palachs Andenken auf dem Prager Wenzelsplatz. Bildungsminister Mikuláš Bek (STAN) nimmt an einer Gedenkveranstaltung in Mělník teil, wo Palach die Mittelschule besucht hatte. Auch Studenten und Vertreter der Karls-Universität gedenken – wie jedes Jahr – Jan Palach. Am frühen Abend wird ein Gedenkakt vor dem Gebäude der Philosophischen Fakultät im Prager Stadtzentrum stattfinden.
Am 19. Januar, dem Todestag von Jan Palach, wird in Zlín ein symbolischer Kerzenzug im Stadtzentrum an sein Vermächtnis erinnern. Die Veranstaltung „Licht für Palach“ (Světlo pro Palacha) findet auf dem Gahurová-Boulevard, einer Grünfläche unterhalb des Tomáš-Baťa-Denkmals, statt.
Jan Palach wollte mit seiner Handlung die Nation aus der Resignation wecken und zum Widerstand gegen die beginnende Normalisierung aufrufen. Nach seinem Vorbild zündete sich am 25. Februar 1969 ein weiterer Student, Jan Zajíc, aus Protest gegen die Normalisierung am oberen Ende des Wenzelsplatzes an – nur zehn Meter von der Stelle entfernt, an der Jan Palach sein Leben geopfert hatte.
In der kommunistischen Tschechoslowakei schwiegen die Behörden und die Medien über zwei Jahrzehnte lang zu den Taten von Palach und Zajíc. Doch die Menschen vergaßen sie nicht. Die Gedenkveranstaltung zum 20. Todestag Palachs im Januar 1989 entwickelte sich unerwartet zu einem massiven Protest gegen das Regime und ging als sogenannte „Palach-Woche“ in die Geschichte ein. Tausende Menschen demonstrierten eine Woche lang im Zentrum Prags. Die Intensität der Proteste überraschte nicht nur die Machthaber, sondern auch die Opposition. Wenige Monate später fiel das totalitäre Regime.
Heute wird Jan Palach weltweit als Symbolfigur des Protests gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings geehrt.