Die Analyse vergleicht Prag mit elf anderen europäischen Städten wie Wien, München oder Budapest
Das Institut für Planung und Entwicklung der Hauptstadt Prag (Institut plánování a rozvoje hl. m. Prahy | IPR) hat eine Analyse vorgestellt, in der Prag mit elf anderen europäischen Städten verglichen wird. Die Analyse zeigt, in welchen Bereichen die Trends Prags eher in Richtung Westen und in welchen eher in Richtung Osten gehen, welche Schwächen die Hauptstadt hat und worauf sie stolz sein und andere Städte inspirieren kann. Darüber hinaus geht die Analyse über bloße Zahlen hinaus und bietet konkrete Beispiele aus anderen Metropolen.
Prag verfügt über einen im europäischen Vergleich sehr gut ausgebauten Schienenverkehr. Dieser ist für das bequeme Pendeln in der Stadt unabdingbar, und das Prager Schienennetz gehört zu den besten in Europa. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Prag sind zudem äußerst erschwinglich, weshalb die meisten Menschen sie regelmäßig nutzen.
Prag ist aber auch eine Stadt der Autos. Auf 1.000 Einwohner (einschließlich Kindern) kommen 700 zugelassene Fahrzeuge. Nur Warschau verzeichnet noch mehr Autos je 1.000 Einwohner. Obwohl die Analyse zeigt, dass sich die Trennung zwischen West- und Osteuropa langsam auflöst, ist dies in diesem Fall nicht so. Die Städte des postkommunistischen Blocks unterscheiden sich deutlich: Der Autobesitz ist in den letzten Jahren nicht nur nicht zurückgegangen, sondern hat im Gegenteil noch zugenommen. In den Städten Nord-, West- und Südeuropas bleibt die Zahl hingegen gleich oder ist rückläufig. Darüber hinaus wird die Hauptstadt durch zusätzlichen Autoverkehr aus der Mittelböhmischen Region belastet, da 80 % der Reisen nach Prag mit dem Auto erfolgen.
Die Erschwinglichkeit von Wohneigentum nimmt in ganz Europa ab. Am stärksten ist dieser Trend in Prag, Barcelona und Amsterdam, wo die Bewohner mehr als zwölf Bruttojahresgehälter für eine eigene Wohnung zahlen müssen. In den meisten Metropolen wird die Situation durch Mietwohnungen ausgeglichen, doch in Prag ist dies noch nicht der Fall. Obwohl Prag in diesem Vergleich wenig schmeichelhaft abschneidet, ist zu betonen, dass das Problem der Wohnungsnot aktiv angegangen wird.
Barcelona steht vor ähnlichen Problemen wie Prag, da der Mietwohnungsmarkt ebenfalls keine langfristige Sicherheit bietet. Die Stadt hat daher eine neue Strategie entwickelt, die auf der Verbesserung des Mieterschutzes und insbesondere auf Investitionen in den städtischen Sozialwohnungsbau beruht. Dank dieser Maßnahmen steht Barcelona etwas besser da, und weniger Menschen als in Prag sind von akuter Wohnungsnot betroffen.
Die Arbeitslosigkeit in Prag ist seit langem sehr niedrig. Dies ist ein Vorteil für die Arbeitssuche, kann aber in Zukunft mit dem Risiko eines Mangels an Ressourcen und einem wachsenden Bedarf an Arbeitskräften aus dem Ausland verbunden sein. Die Realeinkommen der Arbeitnehmer in Prag sind die höchsten in den postkommunistischen Ländern, aber im europäischen Kontext liegen sie noch weit zurück. Vergleicht man die Einkommen im Verhältnis zu dem, was man sich in einem Land leisten kann, so liegen die Arbeitnehmer in Kopenhagen und München an der Spitze und verdienen doppelt so viel wie die Prager. Selbst im nahe gelegenen Wien verdient ein Arbeitnehmer mit einem Durchschnittseinkommen fast ein Drittel mehr als in Prag. Doch auch in Osteuropa nimmt die Kaufkraft der Bevölkerung allmählich zu. Die tschechische Hauptstadt kann sich beispielsweise von Bukarest inspirieren lassen, wo günstige Bedingungen für das Wachstum von Sektoren mit hoher Wertschöpfung, wie der IT-Branche, geschaffen werden.
Prager verbringen im europäischen Vergleich auch mehr Zeit am Arbeitsplatz. Im Vergleich zum europäischen Durchschnitt arbeiten sie bis zu zwei Stunden mehr pro Tag.
„Es gibt viele Rankings der lebenswertesten Städte, aber es ist oft schwer zu erkennen, wo wir besser dastehen und wo Prag hinterherhinkt. Bei der Analyse von Prag im europäischen Kontext vergleichen wir die tschechische Hauptstadt mit ähnlich großen und bedeutenden europäischen Städten. Dank der Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern haben wir auch Zugang zu nicht-öffentlichen Daten erhalten, einschließlich ihrer Interpretation im lokalen Kontext. Der lokale Kontext ist entscheidend für das Verständnis und die Interpretation der gesammelten Daten. Aus diesem Grund planen wir, die Daten aus dieser Analyse regelmäßig zu aktualisieren", erklärte Ondřej Boháč, Direktor des Instituts für Planung und Entwicklung der Hauptstadt Prag.
Die vollständige Analyse ist sowohl auf Tschechisch als auch auf Englisch verfügbar unter: iprpraha.cz