Die endgültige Entscheidung liegt aber beim Verkehrsministerium und der Eisenbahnverwaltung
Foto: Eisenbahnbrücke in Smíchov | Tschechien.News
Prag hat beschlossen, die Eisenbahnbrücke zwischen Výton und Smíchov in ihrer jetzigen Form zu erhalten, aber auch den Bau eines dritten Gleises zu unterstützen. Am Donnerstag hat der Prager Stadtrat dafür gestimmt, nachdem die Eisenbahnverwaltung (SŽ) ihre Absicht bekannt gegeben hatte, den denkmalgeschützten Oberbau der Brücke durch einen Neubau zu ersetzen, was zu einer Welle der Kritik geführt hatte.
Die SŽ hatte einen internationalen Architekturwettbewerb für die Gestaltung der Brücke ausgeschrieben, dessen Ergebnisse im vergangenen Jahr vorgestellt wurden. Das Siegerprojekt sieht vor, dass nur der untere Teil mit den Pfeilern erhalten bleibt und die derzeitige genietete Konstruktion durch eine neue ersetzt wird.
Foto: Siegerprojekt Eisenbahnbrücke | Správa železnic
Die Stadt Prag hat nun beschlossen, dass ein drittes Gleis hinzugefügt werden muss, erkennt aber gleichzeitig den Wert der Brücke als Kulturerbe an und befürwortet einen möglichst baldigen Wiederaufbau. Dabei sollen der Charakter, die Masse und der Geist dieses Bauwerks so weit wie möglich erhalten bleiben, insbesondere die bogenförmige, genietete Struktur über der Moldau. Der Entschluss besagt auch, dass die Entscheidung nicht bei Prag, sondern beim Verkehrsministerium und der SŽ liegt, berichtet das Nachrichtenportal idnes.cz.
Der stellvertretende Bürgermeister für Verkehr, Zdeněk Hřib (Piraten), sagte, dass es aus Sicht der Stadt ein eindeutiges Verkehrsproblem gibt und die Kapazität der Brücke erhöht werden muss. Nach den bisher erwogenen Optionen müsste im Falle einer Renovierung das dritte Gleis neben der jetzigen Brücke auf einer neuen Konstruktion gebaut werden.
Die SŽ und das Verkehrsministerium ließen kürzlich zehn ausgewählte Experten auf einem Expertenkolloquium die Optionen für das weitere Vorgehen bewerten. Ihren veröffentlichten Stellungnahmen zufolge empfahl die Mehrheit, das bestehende Bauwerk zu ersetzen. Andere Experten erklärten, die Brücke sei in schlechtem Zustand und eine Sanierung würde teuer und langwierig sein und eine deutlich geringere Lebensdauer haben als eine neue Brücke.
Foto: Die ursprüngliche Eisenbahnbrücke aus dem Jahr 1872 nach einer Zeichnung von František Chalupa
Die Výton-Eisenbahnbrücke wurde in ihrer ursprünglichen Form am 15. August 1872 in Betrieb genommen. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde sie durch eine neue Brücke ersetzt, die bis heute die Moldau überspannt. Die jetzige Brücke besteht aus drei Fachwerkträgern mit einer Spannweite von 69,9 Metern, ist 8,1 Meter breit und 298,4 Meter lang.