An Ihrer Stelle soll eine neue Eisenbahnbrücke mit ebenfalls Stahlbögen und vor allem drei Gleise gebaut werden
Am Montag haben die Prager Stadträte für die Erhaltung und Verlegung der Výton-Eisenbahnbrücke gestimmt. Die historische Stahlkonstruktion wird im Zuge des Baus einer neuen dreigleisigen Eisenbahnbrücke in Výtoň, in den Süden der Hauptstadt verlegt. Teil des Vorschlags ist auch die Restaurierung und Wiederherstellung der ursprünglichen Jugendstilelemente.
Die derzeitige zweigleisige Stahlfachwerkbogenbrücke wurde 1901 gebaut und ersetzte eine ursprünglich eingleisige Konstruktion aus dem Jahr 1871. Damals wie heute stieß der neue Brückenbau auf Proteste aus der Bevölkerung. Mit der Zeit gewöhnten sich die Prager jedoch an die Bogenbrücke, und die einst unbeliebte Konstruktion wurde später unter Denkmalschutz gestellt. Nun hat Prag beschlossen, die Brücke an einem neuen Standort als Verbindung zwischen Modřany und Chuchle für Fußgänger und Radfahrer zu nutzen.
„Die Výton-Eisenbahnbrücke ist ein wertvolles historisches Denkmal, das untrennbar mit Prag verbunden ist. Falls die Eisenbahnverwaltung entscheidet, dass die Stahlkonstruktion am aktuellen Standort nicht erhalten werden kann, bieten wir eine Lösung an, wie dieses Kulturerbe würdig verlegt und weiterhin in unserer Stadt genutzt werden kann,“ erklärte Zdeněk Hřib, erster stellvertretender Bürgermeister von Prag und zuständig für Verkehr.
Die Konstruktion soll 6,4 km flussaufwärts nach Modřany verlegt, wo sie als Fußgänger- und Radweg dienen wird. An den Stellen, an denen sie unter der Barrandov- und Dvorecký-Brücke hindurchgeführt wird, muss die Konstruktion teilweise untergetaucht werden. Danach wird sie gereinigt und am linken Ufer unterhalb des Modřany-Wehrs repariert. Die ursprünglichen Jugendstilelemente, die aufgrund der Elektrifizierung entfernt wurden, werden wieder angebracht. Anschließend wird die Brücke an der Stelle installiert, an der derzeit die Fähre verkehrt, und somit Chuchle und Modřany verbinden. Die Belastung der Brücke als Fußgänger- und Radweg wird deutlich geringer sein als im Eisenbahnbetrieb. Daher kann die Brücke nach der Reparatur und unter Beibehaltung der ursprünglichen Konstruktionselemente in ihrer neuen Funktion noch viele Jahrzehnte dienen.
„Die Konstruktion der bestehenden Brücke ist über hundert Jahre alt. Detaillierte Untersuchungen haben gezeigt, dass die Brücke für den Eisenbahnbetrieb nicht mehr reparabel ist. Zwei Gleise reichen zudem nicht aus, um den steigenden Bedarf an Schienenverkehr zu decken; sie stellen bereits jetzt einen Engpass im Prager Schienennetz dar. Für die Entwicklung der Stadt- und Fernzüge ist eine neue Brücke mit einem dritten Gleis absolut notwendig. Wir sind uns jedoch des Werts des historischen Erbes bewusst. Wir freuen uns, dass wir der alten Brücke durch die Verlegung an einen neuen Standort neues Leben einhauchen können und es außerdem gelungen ist, die wertvollen historischen Pfeiler unter der ursprünglichen Konstruktion auch für die neue Brücke zu erhalten,“ erklärte Pavel Paidar, Direktor der Abteilung für Bauvorbereitung der Eisenbahnverwaltung (Správy železnic).
Es wurden insgesamt zwei Standorte überprüft; eine Alternative war die Platzierung in Lahovičky – Modřany. Es wurde auch untersucht, ob es besser wäre, die Brücke im Ganzen oder in Teilen zu verlegen. Als schnellere und kostengünstigere Lösung erwies sich die Verlegung im Ganzen.
Die Kosten für die Projektvorbereitung und die anschließende Durchführung, die Verlegung der bestehenden Brückenkonstruktion, ihre notwendige Renovierung und Anpassung an den neuen Zweck, einschließlich des Baus neuer Pfeiler, werden von der Eisenbahnverwaltung übernommen. Die Stadt Prag wird die Anpassung und den Bau der angrenzenden Zufahrtswege auf beiden Ufern sicherstellen.
Die neue Eisenbahnbrücke unterhalb des Vyšehrad wird ebenfalls Stahlbögen und vor allem drei Gleise haben. Das dritte Gleis ist ein Schlüsselelement für die weitere Entwicklung des S-Bahn-Netzes. Wenn es bei zwei Gleisen bliebe, müssten die meisten geplanten Züge in Smíchov enden.
Die neue Brückenkonstruktion wird jedoch nicht so radikal verändert wie zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Die wertvollen und weiterhin funktionalen Steinpfeiler werden erhalten und durch zusätzliche Stützen ergänzt. Die Stahlbögen, die für den Zugbetrieb bereits am Ende ihrer Lebensdauer sind, werden durch eine neue Konstruktion ersetzt. Und die seit Jahren geschlossenen Brückenbögen in Výtoň werden durch die Umgestaltung der Umgebung zugänglich gemacht und für ein Café oder Geschäft genutzt. Teil des Brückenumbaus ist auch eine Revitalisierung des gesamten Raums um die Brücke bei Výtoň und Smíchov. Die neue Brücke wird eine wesentliche Verbesserung für die Fußgänger- und Radwegverbindung zwischen beiden Ufern bringen.