Zu den Herausforderungen im Prager Zentrum gehören die zunehmende Kommerzialisierung, Bauprojekte, die den Panorama-Blick stören, und Verkehrsprobleme, die zu Umweltbelastungen führen
Das Zentrum von Prag, das größte Denkmalschutzgebiet in Tschechien und eines der größten der Welt, wurde 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und erstreckt sich über 895 Hektar. Diese Auszeichnung bringt nicht nur Prestige, sondern auch Verpflichtungen mit sich. Eine neue umfassende Studie soll künftig als Leitlinie für die Entwicklung dieses wertvollen Teils der Hauptstadt dienen.
„Die räumliche Studie dokumentiert die Veränderungen und Herausforderungen im Zentrum der Stadt. Sie verdeutlicht, dass neben dem Schutz des kulturellen Erbes auch die Bedürfnisse der heutigen Zeit und das wachsende Touristenaufkommen berücksichtigt werden müssen. Ziel ist die nachhaltige Bewahrung der Lebensqualität und der langfristige Wohlstand der Region“, so Petr Hlaváček, stellvertretender Bürgermeister für territoriale Entwicklung.
Das Schutzgebiet umfasst die Prager Stadtteile Hradčany, Malá Strana, die Alt- und Neustadt sowie Vyšehrad und Teile von Vinohrady, Podolí, Nusle, Smíchov und Holešovice. Es umfasst nicht nur historische Gebäude und Flussinseln, sondern auch moderne Architektur und Hauptverkehrsstraßen – ein vielfältiges, über Jahrhunderte gewachsenes Mosaik. Anders als in Städten wie Paris oder Wien wurde Prags Zentrum nie grundlegend umgestaltet und blieb im Zweiten Weltkrieg weitgehend unversehrt.
„Die Studie soll dabei helfen, das historische Erbe und die Ansprüche einer modernen Stadt zu vereinen. Sie ist ein wichtiger Schritt, um das Prager Zentrum zu schützen, die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern und die Stadt für Besucher attraktiv zu halten“, betont Jiří Pospíšil, stellvertretender Minister für Kultur und Tourismus.
In den letzten Jahrzehnten hat das Stadtzentrum Prags etwa die Hälfte seiner Bewohner verloren. Heute leben hier etwa 46.000 Menschen, wobei viele Wohnungen touristischen Zwecken wie Airbnb weichen mussten. Dies führte zu einer Abnahme der Wohnqualität und zu weniger Anreizen für Familien. Gleichzeitig macht die Gegend etwa 20 Prozent der Arbeitsplätze in Prag aus und ist das Zentrum kulturellen Lebens und ein Anziehungspunkt für Touristen.
Zu den Herausforderungen im Prager Zentrum gehören die zunehmende Kommerzialisierung, Bauprojekte, die den Panorama-Blick stören, und Verkehrsprobleme, die zu Umweltbelastungen führen. In den Sommermonaten verwandelt sich das Zentrum in eine „Wärmeinsel“, was die Lebensqualität weiter beeinträchtigt.
Die Studie betont jedoch, dass die Lösung nicht nur in der Einschränkung des Tourismus liegt. Vielmehr verweist sie auf das Potenzial vernachlässigter Stadtteile, die für eine multifunktionale Entwicklung geeignet sind und so die Innenstadt entlasten könnten. Beispiele in anderen europäischen Großstädten zeigen, wie durch intelligente Planung das Leben der Bewohner verbessert und die Attraktivität für Besucher erhalten bleiben kann.
„Nach Jahrzehnten ist dies der erste erfolgreiche Versuch, ein solides Konzept für die Entwicklung des Prager Denkmalschutzgebiets zu schaffen. Diese Studie wurde in enger Zusammenarbeit mit Denkmalschutzbehörden, Stadtbezirken und Anwohnern entwickelt und soll die Grundlage für künftige Pläne und Regelungen bilden“, erklärt Filip Foglar, Direktor der Abteilung für territoriale Entwicklung.
Das Ziel der neuen Raumstudie ist es, einen flexiblen, ganzheitlichen Entwicklungsplan zu schaffen, der das gesamte Stadtzentrum umfasst und die einzigartigen Merkmale und Herausforderungen der einzelnen Stadtteile berücksichtigt. Dadurch sollen die Lebensqualität und die Authentizität des Zentrums erhalten bleiben, sodass es historisch reich, schön, aber auch modern und lebenswert bleibt.