Der neue Simulator ist derzeit der einzige seiner Art in der Tschechischen Republik
Das Allgemeine Universitätskrankenhaus in Prag setzt künftig auf einen einzigartigen Simulator eines Frühgeborenen namens Paul, um die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeitenden zu optimieren. Das hochmoderne Modell, das etwas mehr als ein Kilogramm wiegt, ermöglicht es Ärzten, ihre Fähigkeiten in der Versorgung von Neugeborenen zu verfeinern. Am Freitag wurde Paul offiziell in Anwesenheit der ersten Dame des Landes, Eva Pavlova vorgestellt.
Der neue Frühchen-Simulator Paul steht seit kurzen dem Allgemeinen Universitätskrankenhaus in Prag (Všeobecná fakultní nemocnice v Praze) zur Verfügung. Er wiegt 1100 Gramm und ist 35 Zentimeter groß, womit er exakt die Größe eines Babys simuliert, das in der 27. Schwangerschaftswoche geboren wurde. In diesem Stadium ist der Körper extrem anfällig für lebensbedrohliche Komplikationen. Dank Paul können angehende Ärzte und Fachleute kritische Situationen trainieren, in denen jede Sekunde zählt. Der neue Simulator ist derzeit der einzige seiner Art in der Tschechischen Republik.
Frühgeborene haben oft mit schwerwiegenden Komplikationen zu kämpfen. Einige davon können bei Paul nachgestellt werden: Seine Haut verfärbt sich beispielsweise bei Sauerstoffmangel blau, genau wie bei einem lebenden Baby. Darüber hinaus verfügt er über einen anatomisch präzisen Kehlkopf aus dem 3D-Drucker, der es ermöglicht, das Einführen eines Intubationstubus in die Luftröhre mit höchster Genauigkeit zu üben.
Pauls Brustkorb bewegt sich synchron mit seiner Atmung und seinem Herzschlag. Er kann weinen und Grunzlaute von sich geben. Zusätzlich besitzt er einen tastbaren Puls an der Nabelschnur sowie an allen vier Gliedmaßen. Mit einem Stethoskop lassen sich Atem-, Herz-, Lungen- und Darmgeräusche abhören.
„Es ist eine großartige Gelegenheit für uns, jungen Ärzten, Krankenschwestern und Medizinstudenten die Neugeborenenpflege zu vermitteln, ohne das Risiko einzugehen, einen lebenden Patienten zu verletzen“, erklärte Tereza Lamberská, Ärztin in der neonatologischen Abteilung des Allgemeinen Universitätskrankenhauses in Prag, gegenüber dem Nachrichtenportal Novinky.cz. Sie fügte hinzu, dass der Unterricht mit der Schaufensterpuppe nicht nur den Kreißsaal umfasst, sondern auch die gesamte Intensivpflege für Neugeborene – was den Simulator besonders macht.
Was Paul zu einer innovativen Technologie macht, ist seine Verbindung mit einem Überwachungssystem. Dieses zeigt in Form von 3D-Animationen in Echtzeit alle durchgeführten Maßnahmen an. Auf dem Display lassen sich unter anderem die Kompression des Brustkorbs, die Tiefe des eingeführten Intubationstubus, die Position des Nabelvenenkatheters und die Kopfposition genau kontrollieren.
Der Frühchen-Simulator Paul ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Experten aus den Bereichen Neonatologie, Ausbildung, Simulation, Technik, Softwareentwicklung und visuellen Effekten. Die Entwicklung wurde von Dr. Jens-Christian Schwindt, einem Wiener Neonatologen, geleitet. Sein Ziel ist es, die Überlebenschancen der mehr als 15 Millionen Frühgeborenen, die jährlich weltweit zur Welt kommen, zu verbessern. Daher gründete er 2012 das Unternehmen SIMCharacters und initiierte fünf Jahre später das Projekt Paul. In der Tschechischen Republik werden jährlich etwa 7200 Babys vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren, was etwa 7 % aller Neugeborenen ausmacht.
Die Entbindungsabteilung des Allgemeinen Universitätskrankenhaus in Prag erhielt den Simulator dank der Organisation Nedoklubko, die genügend Mittel für den Kauf bereitstellte. „Die Puppe selbst hat 1,5 Millionen CZK gekostet, während die Lizenz für das gesamte Projekt, die Software und andere notwendige Komponenten weitere 3 Millionen CZK ausmachten“, erklärte Petra Kašparová von Nedoklubko gegenüber dem Nachrichtenportal und fügte hinzu, dass weiterhin Spenden für den Betrieb von Paul über darujme.cz gesammelt werden.