Wer Craft Bier mag, kommt in Prag am HANGÁR nicht vorbei
Eine Pflichtadresse für Liebhaber von Craft-Bier in Prag ist das HANGÁR. Genauer gesagt „HANGÁR Pub und Bierladen“ im Prager Viertel Letná.
Das HANGÁR auf der Prager Letná ist die Hauskneipe der gleichnamigen Brauerei, einer sogenannten „fliegenden“ Brauerei, oder um den bekannteren, amerikanischen Ausdruck zu verwenden, einer Gypsy Brewery. Also einer Brauerei, die kein eigenes Brauhaus hat und ihr Bier bei anderen Brauereien „kocht“, wie man in Tschechien sagt.
Weil das HANGÁR eine Brauereikneipe ist, gibt's mindestens zwei Biere der Hausbrauerei vom Fass. Es kann aber auch passieren, dass aus den fünf Zapfhähnen auch mehr als zwei Hausbiere fließen. Auf jeden Fall ist es immer Craft-Bier von kleinen, aber angesehenen tschechischen Craftbierbrauereien, das hier fließt.
Das Flaggschiff der HANGÁR-Brauerei ist der Knipl. Deutschen wird das Wort bekannt vorkommen. Logisch, ist es ja die tschechische Version des Wortes Knüppel, in diesem Fall der Steuerknüppel. Alle Namen der Biere dieser Brauerei haben irgendetwas mit der Luftfahrt zu tun. Die eigene Brauerei hätte eigentlich in der Nähe eines kleineren Prager Flughafens stehen sollen – deshalb der Name HANGÁR. Aber COVID machte letztendlich den Bauplänen einen Strich durch die Rechnung. Vorerst sind deshalb nur die Namen der Biere der Fliegerei gewidmet. Der Knipl ist ein IPL, also ein India Pale Lager, ein Lagerbier, das mit viel exotischem Hopfen gebraut wurde. Es ist ein bitteres Bier, denn die Tschechen mögen es so. Das bittere Pils kommt bekanntlich aus Pilsen.
Ein weiteres HANGÁR Bier ist der Pilot, ein klassisches IPA. Sehr beliebt ist das mit 3,7 % Alkohol und 9° Stammwürze relativ leichte Lagerbier "Tleskač". Stammgäste lieben es, weil es starken Geschmack mit verhältnismäßig wenig Alkohol verbindet.
Das HANGÁR ist ein Pub, das heißt, dass es mit Ausnahme von Frankfurter (Wiener Würstel) nichts Warmes zu essen gibt. Dafür gibt's klassische tschechische Kneipenspezialitäten, wie z.B. weißen Pressack oder den „Utopenec“, auf deutsch den „Ersoffenen“. Das ist eine marinierte geräucherte Brühwurst aus Rind- und Schweinefleisch. Für Vegetarier gibt es unter anderem den „Hermoš“, einen in Öl eingelegten Camembert. Eine Spezialität des HANGÁR sind Pasteten der Firma Melememaso, die mit ihren Kreationen Preise bei ausländischen Food-Wettbewerben gewinnt.
Das Gros der Besucher sind Stammgäste aus der Umgebung, Tschechen und Expats. Von nah und fern kommen aber auch Liebhaber der HANGÁR Biere und Fans von Craft-Bier. Einen Fernseher haben sie im HANGÁR nicht, auch nicht während der Fußball-WM oder Champions League. Ins HANGÁR geht man wegen des Bieres und den Leuten. Oder wegen der „HANGÁR Games“: Steeldarts, Carrom, Spielkarten oder Würfel kann man sich bei der Bedienung ausleihen. Es kommt auch vor, dass Gäste ihre eigenen Brettspiele mitbringen.
Im HANGÁR kann man also in gemütlicher Atmosphäre leckere tschechische Craft-Biere probieren. Aber auch hier bestätigt die Ausnahme die Regel – zur Zeit des Oktoberfestes gibt's Münchner Wies'n Bier vom Fass. Und das ist nicht das einzige, was den Laden mit Bayern verbindet. Dem aufmerksamen Besucher können auf den zweiten Blick ein paar Kleinigkeiten auffallen. Da ein Freistaat Bayern Emailschild, dort die Aufschrift „Giasing Oida“, Ton- und Maßkrüge von Augustiner, Schneider Weisse im Kühlschrank, oder WC-Türen mit Motiven von Ansichtskarten aus Bayern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Das ist natürlich kein Zufall, denn die Betreiber des Ladens, David und Christian, sind eng mit München verbunden. David ist Tscheche und hat prägende Jahre seines Lebens in der bayerischen Landeshauptstadt verbracht. Und Christian ist da geboren und aufgewachsen. Kennengelernt haben sie sich auf dem Münchner Luitpold-Gymnasium. David ist 1992 in seine alte Heimat zurückgekehrt, Christian hat vor dreizehn Jahren eine Tschechin geheiratet und lebt seither in Prag. Eigentlich wollte ja keiner der beiden Wirt werden, beide üben normale Berufe aus. Aber es heißt ja:"Wer nix wird, wird Wirt. Wer's auch verpasst, bleibt ewig Gast". Die beiden haben damit gerechnet, ewig Gast zu bleiben. Letztendlich haben sie in da einige Erfahrung. Aber es kam wie es kommen musste: Eine ihrer beliebten Kneipen um die Ecke machte zu und sie kamen auf die Schnapsidee, diese zu übernehmen. Das ist jetzt vier Jahre her. Das HANGÁR hat die schwierige Zeit der Corona-Pandemie überlebt und segelt gegenwärtig erfolgreich durch die Zeit der Inflation.
HANGÁR Pub & Pivotéka
Jirečkova 15
17000 Praha 7
Geöffnet: Mo-Fr 17:00 – 22:00, Sa-So 15:00-22:00